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Klettersteige in der Brenta

Über 100 Leitern musst du gehen

31.08.2024

Unser Klettersteigabenteuer begann im Morgengrauen, nachdem wir am Vortag von der Bergstation der Groste-Seilbahn über den Normalweg zur Rifugio Tuckett gewandert waren. 

31.08. - 05.09.2024

Unser Klettersteigabenteuer begann im Morgengrauen, nachdem wir am Vortag von der Bergstation der Groste-Seilbahn über den Normalweg zur Rifugio Tuckett gewandert waren. Wenn sich einige Teilnehmer beim Packen des Rucksacks gefragt hatten, ob Steigeisen und Pickel nicht etwas übertrieben sind für eine Spätsommer Klettersteigtour in der Brenta, wurden sie gleich am ersten Tag eines Besseren belehrt. Der Zustieg zum Klettersteig Sentiero della Bochette führte über eine steile Gletscherinne. Glücklicherweise lag noch viel Altschnee auf dem Eis, sodass wir diese erste kleine Herausforderung ohne Probleme meisterten. Munter ging es dann ans Seil und über endlos viele Leitern und Schnurpsel (Trittbügel) immer höher hinaus in die fanstatische Felsenwelt der Dolomiten - „Hui, das ist luftig!“. Wir erreichten das Rifugio Alimonta gegen 12:30 trockenen Fußes, kurz bevor ein heftiger Regenschauer niederprasselte und verbrachten einen entspannten Nachmittag in der Hütte.

Da für nachmittags wieder zunehmende Gewitterneigung angesagt war, mussten wir auch am nächsten Tag früh starten, was vor allem den Hüttenwirten nicht gefiel. Wir bekamen immerhin ein Sandwich als Frühstück mit auf den Weg und durften uns Tee am Vorabend abfüllen. Für das frühe Aufstehen wurden wir am Einstieg des Klettersteiges Bochette Centrale mit einem farbenprächtigen Sonnenaufgang und einer überwältigenden Aussicht ins Tal belohnt. Der Steig führte über Felsenbänder zum Rifugio Pedrotti und von dort ging wir über den Normalweg zum Rifugio S. Agostini, in dem wir zwei Nächte verbrachten. Als hätte Lydia es bei der Planung der Tour geahnt, war es definitiv die kulinarisch beste Hütte auf der Tour und auch das Team in der Hütte war klasse! Wir waren als Gruppe nun stark zusammengewachsen und man konnte sich ehrlich sagen, dass es Zeit war „sich heute die Füße gründlich mit Seife zu waschen“ und sich eine Dusche spendieren. Vor allem eine Teilnehmerin freute sich, dass sie heute auf frische Wäsche berechtigt war.

Am dritten Tag teilte sich unsere Gruppe auf. Julian, Daniel und Ronny bezwangen erfolgreich die Cima Tosa. Sie waren jedoch etwas irritiert, als eine andere Klettergruppe ihnen beim Aufstieg zum Gipfel hinterherrief: „Könnt ihr die Exen für uns hängen lassen?“. 

Lydia, Dora, Annette und Steffi machten die vermeintlich leichtere Tour, einen Ausflug zum Rifugio XII Apostoli (12-Apostel-Hütte), in dessen Nähe sich eine wundervolle in den Fels gehauene kleine Kapelle befindet. Der Hinweg führte über den Klettersteig Castiglioni, über – wie könnte es anders sein - viele Leitern. Der Rückweg entpuppte sich dann als etwas kniffelig, da wir einen Gletscher queren mussten, der zum Teil Blankeis war. Nach der Querung mussten wir dann etwas suchen, um wieder vom Gletscher auf die glatten Felsen zu kommen. Durch das zunehmende Abschmelzen der Gletscher, waren die Wegmarkierungen einige Meter oberhalb. Schließlich überwanden wir aber auch dieses Hindernis mit Bravour und über Leitern ging es hinauf zur Bocca d'Ambiez und von dort über Leitern und einen weiteren Gletscher zurück zur Agostini-Hütte. Das Schnitzel mit Bratkartoffeln und extra Zitronenscheiben hatten wir uns an diesem Abend alle redlich verdient! 

Schweren Herzens brachen wir am vierten Tag von der Agostini-Hütte auf. Da die Wettervorhersage leider von Tag zu Tag schlechter wurde, konnten wir nur den Klettersteig Sentiero Brentari machen, der uns zurück zum Rif. Pedrotti führte und von dort ging es über ein paar letzte Leitern und drahtseilversicherte Stellen zum Rifugio Brentari. Dieses Mal hatten wir leider nicht so viel Glück mit dem Wetter und kurz vor Erreichen der Hütte, wurden wir von einem Regenschauer kräftig geduscht. Den letzten Nachmittag und Abend, der wie bei jeder Bergtour viel zu schnell gekommen war, ließen wir mit Kuchen, gutem Essen, Aperol und Wein ausklingen und ließen mit Hilfe der Reflexions-HAND-Regel unsere Tour Revue passieren. 

·       Daumen hoch (Das hat mir gefallen) – Die tolle Organisation und Durchführung der Tour von Lydia und die Auswahl der Klettersteige.

·       Zeigefinger (Darauf möchte ich hinweisen) – Immer g’scheits Pickel und g’scheits Steigeisen einpacken, wenn der Tourenorganisator es auf die Packliste schreibt.

·       Mittelfinger (Das hat mir nicht gefallen) – Wetter hätte besser sein können, aber wir haben das Beste draus gemacht :-)

·       Ringfinger (Das habe ich gelernt) – Man braucht keine 2 kg Riegel, Nüsse und Schoki, um 6 Tage in den Dolomiten zu überleben 

·       Kleiner Finger (Was ich noch sagen wollte) – Vielen Dank an Lydia und Julian für die tolle Tour!       

Stefanie Albrecht