Nach gut drei Stunden Fahrt trafen wir, 13 Teilnehmer/-innen und 2 Tourenführer, auf dem Parkplatz in Lüsens ein und kurz darauf gingen wir mit teils schwerem, teils leichten Gepäck los. Der Weg zum Talschluß war schattig und kalt, der anschließende südseitige Steilaufstieg durch den Wald brachte aber dann den Kreislauf in Schwung. Es lagen immerhin 3cm Neuschnee, sehr schön für die Optik eines winterlichen Sonnentags im Hochgebirge. Nach 2,5 Stunden waren wir auf dem Westfalenhaus und gönnten uns eine kleine Jausen. Überflüssiges Gepäck wurde deponiert und wir zogen auf Rat des Hüttenwarts los in Richtung Winnebacher Weißkogel. Im herrlichen Hochtal zog sich der Weg zum Joch nicht allzu steil hoch, dahinter stiegen wir noch bis ca. 2900m hoch, wo wir uns aufgrund der fortgeschrittenen Zeit und zunehmender Ermüdungserscheinungen zur Umkehr entschlossen. Immerhin waren wir 1300 Höhenmeter hoch gestiegen mit nicht unwesentlichem Schlafdefizit. Die Abfahrt war schön pulvrig, jedoch fast nicht ohne Steinkontakt machbar. Recht zufrieden kamen wir in der Hütte an, richteten uns ein und bekämpften die drohende Dehydrierung.
Tags drauf ging zum Start ein eisiger Wind, -10 Grad und eine harte und eisige Abfahrt in den Talgrund des Längentals. Unser Ziel war der Längentaler Weißer Kogel, die Paradeskitour des Westfalenhauses. Lange zieht sich der Anstieg das Tal hinein bis zum Restgletscher, wo es dann zügig auf steiler Spur hochging. Auf knapp 3200m erreichten wir das Skidepot und mit den Steigeisen ging es die restlichen Höhenmeter hoch zum stolzen Gipfel auf 3217m. Was für eine Rundsicht: im Osten die Stubaier, im Westen die Ötztaler und hinter dem Inntal die Nordkette über Innsbruck. Zu unserer großen Freude war der Gletscher bislang nur zur Hälfte befahren worden und so konnten wir jeder seine eigene Spur in die ca. 15 cm Neuschnee dort oben zeichnen. Alle waren begeistert und so fellte der Großteil unserer Gruppe an und stieg nochmal 200 Höhenmeter zum Längentaljoch hoch, wo uns nochmals ein Schmankerl der Extraklasse serviert wurde. Eine unberührte Tiefschneeflanke oben und auch die weitere Abfahrt im Längental hatte viele tolle Pulverschneeschwünge parat. Mit soviel Adrenalin stiegen wir den Gegenanstieg zum Westfalenhaus locker hoch und bei Bier, Saft und Kaffee wurde jeder Schwung nochmal euphorisch diskutiert.
Am Sonntag war dann die Schöntalspitze unser Ziel, was uns eine fast 1400 Höhenmeter Abfahrt zum Parkplatz in Lüsens bescheren sollte. Das erste Ziel war die Zischgenscharte, eine auf den letzten 150 Höhenmetern steile Rinne, von der aus dann noch 70m zum Gipfel warteten. Da südseitig, war der Schnee verharscht und hart, so dass wir mit Steigeisen und die Ski am Rucksack diese Rinne aufstiegen. Der steile Weiterweg war in tiefem Schnee und die letzten 30m auf verschneitem und felsigen Terrain, sehr alpin, vor allem für die Neulinge unserer Gruppe. Glücklicherweise lagen die Drahtseile frei, so dass wir auch diese Herausforderung meisterten und alle schafften diesen zweiten Gipfel auf 3004m. Wo man normalerweise vom Gipfel abfahren kann, mussten wir aufgrund des Schneemangels rd. 150 Höhenmeter absteigen und erst dann konnten wir in die Bindungen. Die Abfahrt war zwar nicht von der Qualität des Vortags, jedoch konnten wir meist in Pulverschnee, gemischt mit eisigen Passagen, bis zum Gasthaus Lüsens abfahren, wo wir mit einer kleinen Einkehr unser erlebnisreiches und gelungenes Skitourenwochenende beschlossen.
Manfred Mayer